Archiv der Kategorie: Karibiksegeln 2023

Verzaubert.

Seit einer Woche sind wir vom Schiff, seit drei Tagen zuhause. Ich habe jetlag, bin (immernoch ein bisschen, aber abnehmend) landkrank, und ich versuche auszumachen, was genau es war, dass diese Reise so besonders gemacht hat.

Es waren nicht die tropischen Inseln, auf denen wir waren, nicht das sonnige Wetter, nicht die freundlichen und interessanten Menschen oder vielfältigen und spannend vermischten Kulturen, denen wir begegnet sind.

Der unangefochtene und unvergleichliche Star dieser Reise war das Schiff: die Star Flyer.

Ich fand die Star Clippers Schiffe schon vor der Reise wunderschön. Was ich mir nie hätte träumen lassen, ist, wie unfassbar berührend es ist, auf einem von ihnen zu sein und in ihrem Rhythmus den Tag zu verbringen. Mir fehlen immernoch die richtigen Worte, diese Magie zu beschreiben, wie es ist, den Sonnenaufgang auf so einem Schiff zu erleben, dabei zu sein, wenn der Anker gehoben wird, die Segel gehisst und ausgerichtet werden und dann der Wind in sie greift. Wie das Schiff sich aufrichtet, in den Wind legt und Fahrt aufnimmt. Sonne, Wind und Regenschauer immer auf der Nase. In voller Fahrt mit ordentlicher Schräglage und den Kapriolen des Meeres, egal ob an Deck, beim Essen oder in der Dusche. Den Sonnenuntergang und manchmal den grünen Blitz auf ihr zu sehen. Messing, Holz und Taue zu fühlen, Sonne, Wind und Wasser so nah.

Die Star Flyer ist eine bezaubernde Schönheit. Und sie macht etwas mit den Menschen, die auf ihr fahren.

Das war zu wunderbar, als dass es das letzte Mal gewesen sein darf. Wir werden wieder auf einem Star Clippers Schiff mitfahren und freuen uns schon jetzt darauf!


Das war mein letzter Blogbeitrag zum Karibiksegeln.
Wenn du mitgelesen hast und Spaß hattest, freut es mich – und ich könnte mich noch mehr freuen, wenn du mich das wissen lässt 🙂

In jedem Fall: bleib gesund und mir gewogen.
Alles Gute!

SXM > AMS

Am Abend war das innere Schwanken fast weg, über Nacht hat es sich wieder aufgeschaukelt. Nach drei Tagen von Bord sind wir beide immernoch landkrank. Kurios.

Programm heute: schwimmen, duschen, Kaffee trinken. Packen, auschecken, frühstücken. Bis wir zum Flughafen fahren, im Yacht Club Landschaft, Wetter und Atmosphäre genießen, Froschfotos machen und nochmal stärken, bevor es losgeht.

Unser Taxifahrer freut sich, dass wir es knapp vor den Öffnen über die Brücke schaffen und wünscht fröhlich gute Reise. Der Flughafen wird gerade renoviert und das Provisorium dauert wegen viel Handarbeit. Wir sind aber entspannt rechtzeitig da.

Aber: Lange Hose und Strümpfe anziehen, ist doof. Am Gate treffen wir einen Mitreisenden von der Star Flyer.

Der Rückflug startet abends, mit +5h Zeitverschiebung kommen wir morgens gegen 8 in Schiphol an. Es gibt wieder die niedliche Sicherheitseinweisung. Am Flug das wohl bemerkenswerteste ist, dass mein Mann einschläft, als es Turbulenzen gibt. Wir sind immernoch Bewegungen gewöhnt.

Auto holen, Heimfahrt.

Insel 1*: Saint Martin en francais

Wieder sehr lange geschlafen. Morgens – wir sind 48h von Bord – schwankt die Welt immernoch.

Egal. Wir wollen heute nach Frankreich! Kurzer Crosscheck an der Rezeption, wo man den Bus wechselt, und los. Die Fahrt nach Marigot dauert nicht lang, wir sehen dabei „unsere Lagune“ von der anderen Seite, das ist voll nett.

In Marigot gibt’s ein kleines Frühstück und wir erbummeln das französische Städtchen. Vom Fort haben wir tolle Blicke auf Lagune (Binnengewässer) und Buchten (Karibik). Der Weg ist nicht weit und die Sonne bedeckt, daher gehen wir zu Fuß zurück und machen Fotos an der niederländisch-französischen Grenze.

Weiter zurück über die große Brücke mit Drehelement, vorbei am Flughafen und zu „unserer“ Brücke mit Yacht Club ist es ein wirklich netter und kurzweiliger Marsch. Im Club ist es heute nochmal voller wegen der baldigen Regatta.

Wir stärken uns, bewundern ein wirklich großes einfahrendes Schiff, gehen heim. Einmal noch die abendliche Routine: schwimmen, duschen, essen. Heute: Sushi im Chopsticks. Köstlich! Und bei einer Asiatin, die mich sehr lieb an die Chinesin im heimatlichen Geburtsort erinnert.

‚Chillen‘

Nicht gut ein-, aber dann 9,5h durchgeschlafen. Am nächsten Morgen, 24h von Bord, wankt die Welt immernoch – spannend, wie lange das anhält.

Wir gehen den Tag sehr entspannt an: schwimmen, duschen, Frühstück bei Reveil Matin (sehr, sehr toll), Bier und Böötchen gucken an unserem bisherigen Lieblingsort dieser Insel, im Sint Maarten Yacht Club neben der Hebebrücke. Nächsten Mittwoch startet die große Regatta, wir nehmen Vorbereitungen, ankommende Schiffe und andere Menschen als letzte Woche wahr. In der Gastronomie und am Strand ist es voller, das kann auch am Sonntag liegen.

Wir schwelgen in Gedanken, lesen, sonnen, schwimmen, probieren ein empfohlenes Fischrestaurant aus, kein grüner Blitz, Rumbar – heute ganz sinniger Tag. Das Wanken bleibt.

  • https://www.reveilmatinsxm.com
  • https://www.smyc.com

Insel 8 ist wieder 1: Sint Maarten

Nach der Kreuzfahrt haben wir noch drei Nächte auf Sint Maarten. Der Entspannung wegen haben wir uns im selben Hotel wie vorher eingebucht – nach so viel Abwechslung ist ‚da sein und sich auskennen‘ eine schöne Variante.

Abreise vom Cruiseterminal mit Taxi läuft flüssig. Auf der Hauptstraße ist wieder der bekannte Stau. Da wir vor der Brücke abbiegen wollen, fährt unser Taxifahrer sinnig und umsichtig über die Gegenspur am Stau vorbei, erklärt sich uns kurz danach, damit wir nicht denken, dass er irre sei, und ist beruhigt, als wir erwidern, dass wir das kennen. 🙂

Unser Zimmer ist morgens um 10 natürlich noch nicht fertig, wir geben die Koffer ab und verdameln ein bisschen die Zeit im Yacht Club. Unterwegs dahin merken wir, wie sehr wir beide landkrank sind nach der Woche an Bord. Sehr krass.

Nach der Mittagszeit ins Zimmer, es dauert nicht lange, und wir schlafen ein. Völlig, völlig untypisch für mich! Nach der Pause fallen wir in alte Gewohnheiten zurück: schwimmen, duschen, essen. Wir bleiben den ganzen Abend landkrank und müde. Ja, manche Nächte an Bord waren nicht sehr lang, aber auf dem Schiff war alles okay. War die Woche so voller Adrenalin, dass wir jetzt erst merken, wie k.o. wir sind?

Leaving the ship

Wir werden wehmütiger, je näher der Abschied von der Star Flyer kommt. Das war ein wirklich besonderes Erlebnis in ganz vielerlei Hinsicht.

Diese Segelschiffe sind unbeschreiblich. Wunderschön anzuschauen, so sehr, das man nicht genug davon bekommt. Sehr freundliche Crew und eine erstaunlich hohe Quote an netten Mitreisenden, von denen ein paar wirklich sympathische und interessante Menschen sind. On a side note: unglaublich viele sind oder waren selber Kapitäne oder haben einen anderen Bezug zur See. On another side note: Ich habe noch nie so oft gehört, dass jemand eine Flusskreuzfahrt in Deutschland gemacht hat. Scheint ein Thema zu sein, besonders für Amis.

Wir sind jeden Tag gesegelt, fast jeden Tag waren wir zum Ankerlichten und Segelhissen auf dem Sonnendeck, begleitet von Conquest of Paradise. Als wir das zum ersten Mal erlebt haben, beim Auslaufen aus Philipsburg vor einer Woche, das war ein unbeschreiblicher Gänsehautmoment. Zweimal waren wir zum Sonnenaufgang auf Deck, die Sonnenuntergänge haben wir fast immer auf Deck gesehen, grüne Blitze gab es wegen Wolken nur zweimal.

Unser Kapitän hat uns nicht geschont mit Schräglage, die Karibik war dazu teilweise kräftig bewegt, aber dafür, dass ich eigentlich nicht seetauglich bin, hat das pflasterunterstützt absolut gut funktioniert für mich.

Wir waren jeden Tag auf einer anderen Insel. Die Karibik macht Spaß, ist abwechslungsreich und manchmal strange, besonders bei Flughäfen. Vom Grundkonzept her ähneln sich die Inseln natürlich – äquatornah, meist vulkanischen Ursprungs, tropisches Klima, abwechselnd verschiedene Herrscher und daher ein wilder, kultureller Mix – aber im Detail sind sie immer etwas unterschiedlich. Eine Woche ist reichlich für ganz viele Eindrücke. So schön es war: man ist auf einem Schiff in gewissem Rahmen fremdbestimmt, dieser Teil reicht uns erstmal wieder.

Aber egal, was reichlich oder fast zu viel war: Alleine auf so einem Schiff zu sein, ist magisch. Star Clippers schafft es auf mein persönliches „Return To-Ranking“ auf Platz 4, nach Hawaii, der Alhambra in Granada und der Waldklause im Ötztal. Starclippers fahren ja einige Ziele an, die wir noch nicht kennen. Das wird mal wieder passen.

Insel 7: St. Barts

Nerdwissen to go:

  • Insel der kleinen Antillen
  • Saint-Barthélemy, auch St. Barths, St. Barts, St. Barth oder Saint-Barth
  • Hauptstadt Gustavia
  • 10.000 Einwohner
  • von Kolumbus 1493 entdeckt und zu Ehren seines Bruders Bartolomeo nach dessen Namenspatron benannt
  • Karibisch, spanisch, französisch, schwedisch (im Tausch gegen Handelsrecht in Göteborg > der Hauptstadtname stammt aus der Zeit), britisch, zuletzt wieder französisch
  • durch den Verkauf an Schweden wurde das Verbot der Sklaverei im Zuge der französischen Revolution nicht wirksam
  • seit 2012 assoziertes französisches Überseegebiet > nicht mehr Teil der EU, aber noch den Euro als Zahlungsmittel
  • Absurder Flughafen mit kurzer, steiler Landebahn

Wir so:

Heute für mich: Klettermöglichkeit! Dachte ich. Geplant war es laut Bordprogramm, morgens jedoch ist es zu windig (25 km/h) und regnet am Horizont – no climbing, so bad luck.

Bisschen später: neuer Plan, keine Bespaßung am Schiff, stattdessen dann doch noch mal Climbing. Juhu! Ich bin sehr pünktlich da, stehe ganz vorne, und: Sooooo schön! Me: happy! Siehe: Ausguck

Danach spazieren wir durch den Ort, toller Hafen, Shopping Meile daneben – okay, es soll hier ein Promi-Hotspot sein. Tolle Aussicht auf Hafen und Buchten. Irre, was hier liegt, völlig verrückt: das Schattenboot mit Hubschrauber, soll dem WhatsApp-Gründer gehören.

Seeehr niedlich: Straßennamen gibt es jeweils in Französisch und Schwedisch, aber nicht in schlichter Übersetzung.

Absurd der örtliche Flughafen: angeblich (kriege ich nicht nachvollzogen) der am 9tmeisten beflogene und mit kurzer, zwischen Hügel und Meer eingepassten Landebahn, ähnlich speziell wie Maho Beach auf Sint Maarten. Macht Spaß.

Zurück auf dem Schiff: Kurze Tour durch den Maschinenraum. Wow der anderen Art.

Dinner in netter Gesellschaft, erste Verabschiedungen und Adressentausch, dann ein letztes Mal aufs Sonnendeck zum Segel hissen. Mit einem Glas Champagner starten wir die Rückfahrt. Zurück nach Philipsburg, Sint Maarten, ist es nicht weit, wir konnten die Insel von St. Barts aus schon sehen.

Insel 6: Antigua

Nerdwissen to go:

  • Inselstaat Antigua und Barbuda
  • Hauptstadt Saint John’s
  • 98.000 Einwohner
  • von Kolumbus 1493 entdeckt
  • Karibisch, lange britische Kolonie. Seit 1981 vom Vereinten Königreich unabhängig
  • Laut Guinness-Buch der Rekorde ist der Staat das heiratfreudigste Land sowie das Land mit der geringsten Selbstmordrate

Heute so:

Wir stehen mal wieder früh um 6:00 Uhr auf, um den Sonnenaufgang zu sehen. Freiwillig. Obwohl es gestern spät war und wir Urlaub haben. Was tut man nicht alles.

Die Star Flyer erreicht ihren Ankerplatz vor Falmouth Harbour, Antigua. Die Sonne geht dabei für uns hinter der Insel auf und Delphine schwimmen ums Schiff. Kann Spuren von Kitsch enthalten <3

Da es nach dem Frühstück eine kleine Weile regnet, wird das für den Strand geplante BBQ zum Lunchbuffet auf dem Schiff umgeplant – 1,5h vorher. Arme Crew. Wir bleiben bei den Tropfen erst auf dem Schiff und nehmen nach dem Lunch, als es wieder trocken ist, den Tender in die Marina von Falmouth. Bisschen bummeln und spazieren weiter nach English Harbor, was eine fjordartig schöne Bucht ist, die lange wichtiger Flottenstützpunkt war. Die Anlagen sind gut erhalten, werden jetzt als Yachthafen genutzt, sind UNESCO Welterbestätte und einen schönen Spaziergang wert. Zurück zum Pigeon Beach und per Tender aufs Schiff. Mittlerweile gibt es nur noch ein paar Schleierwolken.

Wir quatschen mit Mitreisenden, entspannen bei feinen Snacks und leichten Getränken und genießen die letzten Sonnenstrahlen. Nach dem Dinner kommt eine lokale Steeldrumband an Bord, das Hells Gate Steel Orchestra. SEHR, sehr geil!

Was sich mittlerweile als echte Herausforderung herausstellt: wir haben einen Kreuzfahrtdirektor namens Peter aus Bayern. Peter organisiert und macht alle Ansagen zu Bordzeiten, Aktivitäten und Ausflügen, sprich: man hört ihn rund um die Uhr. Mit wirklich starkem Akzent auch in Englisch. Man kommt als Deutsche nicht umhin, diesen Akzent nachzuahmen, weil der Akzent niedlich und für uns leicht verständlich ist. Ich habe das so sehr verinnerlicht, dass ich nicht sicher bin, ob ich das jemals wieder los werde. Hilfe!

Insel 5: Guadeloupe

Nerdwissen to go:

  • Guadeloupe ist ein Archipel der kleinen Antillen, Basse-Terre und Grande-Terre die beiden Hälften der Hauptinsel
  • Hauptort Basse-Terre, Hauptstadt Paris
  • 380.000 Einwohner, Basse Terre 186.000
  • von Kolumbus 1493 entdeckt und nach dem spanischen Wallfahrtsort Nuestra Senora de Guadalupe benannt
  • Karibisch, bisschen spanisch, französisch, britisch, zuletzt wieder französisch. Seit 1946 französisches Überseegebiet, damit Teil der EU und Euro als Zahlungsmittel
  • nach Ende der Sklaverei wurden Inder als Arbeitskräfte auf die Inseln geholt
  • Hauptdrehort von Death in Paradise

Heute so:

Wir ankern an der Nordwestküste vor Deshaies, neben uns die riiiiieeeeesige Silver Dawn.

Wir hatten uns für heute für einen Ausflug in das Meeresschutzgebiet Jacques Cousteau entschieden. Kleine Busfahrt entlang der Küste nach Malendure, dann ins Glasbodenboot und Fische und Korallen gucken. Nach dem Glasbodenbootgucken kurze Schnorchelmöglichkeit. Wir haben alles dafür dabei, bei dem Wellengang, leichter Köddrigkeit und mit den vielen Menschen am Eingang/Ausgang fühle ich mich für Schnorcheln aber nicht entspannt genug. Besser ‚on my own‘ üben, auch die Handhabung der Vollmaske – das passte heute nicht gut für mich. War trotzdem schön und kurzweilig!

Zurück in Deshaies erbummeln wir zwei der wichtigsten Drehorte von Death in Paradise (die Polizeistation und Catherines Bar), stärken uns mit einem creolischen Vorspeisenteller (spannend und würzig) und tendern entspannt aufs Schiff zurück.

On a side note: unser Frosch ist ja mitgereist und findet jede Menge Freunde. Wenn er durchs Bullauge schaut, sieht man ihn beim Tendern – so hat jetzt ein Mitreisender mir Fotos von ihm gezeigt. Sehr witzig und kommunikativ.

Another Side Note: das Witzigste ist, wie unser Guide den Inselnamen ausspricht. Guadelllllp.

Insel 4: Iles des Saintes

Nerdwissen to go:

  • Guadeloupe ist ein Archipel der kleinen Antillen, die Iles des Saintes eine Inselgruppe des Archipels
  • Hauptinseln Terre-de-Haut und Terre-de-Bas
  • 3.000 Einwohner
  • von Kolumbus 1493 an Allerheiligen entdeckt und daher benannt
  • Karibisch, spanisch, französisch, britisch, zuletzt wieder französisch. Seit 1946 französisches Überseegebiet, damit Teil der EU und Euro als Zahlungsmittel

Unser Tag so:

Heute sind wir von gaaaanz vielen Inseln umgeben – Archipel halt. Tolltolltoll! Wir ankern vor Terre de Haut. Zum ersten Mal liegt auch ein klassisches Schiff vor Anker, die World Voyager von Nicko Cruises. Wenn’s die Vasco da Gama gewesen wäre, hätten wir sehr gelacht. Es gibt bezaubernde Aussichten in jede Richtung. Mastklettern klappt für mich nicht wegen zu vielen Interessenten, morgen nochmal anstellen.

Wir machen zu 14t eine Wanderung mit einer Lily in ein Naturschutzgebiet mit wunderschönen Aussichten. Sehen Pelikane, Echsen, Ziegen, Schildkröten, Reiher, Hühner. Es geht recht weit hoch mit wenig Schatten.

Das Örtchen Le Bourg sieht tatsächlich anders aus aus als die ersten Ziele, aufgeräumter, besser in Schuss, typisch bunt. Man merkt irgendwie, dass man in Frankreich ist. Erinnert auch tatsächlich an Death in Paradise, obwohl das auf Guadeloupe gedreht wurde.

Nach der Wanderung: Erfrischung und die kleine Stadt bebummeln. Da es für den umgekehrten Fall des Entleeres keine öffentliche, findbare Gelegenheit gibt, fahren wir früher als beabsichtigt aufs Schiff zurück.

Dort dann: Fotoshooting mit Lilys Frog. Was sehr witzig ist, weil einige Mitreisende ihn schon gesehen haben, bei der Anreise oder beim Tendern von außen, wenn er durchs Bullauge guckt. Sehr schönes Zitat von Mike, als er erst einige Fotos und dann heute den Frog selber sah: „This gives me hope for the world.“ Harmlos und hilarious gleichermaßen.

Rendezvous auf See & Insel 3: Dominica

Nerdwissen to go:

  • Inselstaat
  • Hauptstadt Roseau
  • 72.000 Einwohner
  • von Kolumbus 1493 an einem Sonntag im November entdeckt (daher der Name aus Latein), an Land ging er aber erst 1503
  • Karibisch, zuerst französische, dann britische Kolonie
  • seit 1978 vom Vereinten Königreich unabhängig und im Commonwealth
  • In Dominica leben viele Zentenare (Hochbetagte über 100 Jahre)

Unser Tag:

Den Vorabend habe ich dann doch mit gewisser Köddrigkeit verbracht, mir ein Pflaster aufgeklebt und nur sehr ’spatzig‘ gegessen. Am nächsten Morgen fühle ich mich wieder gut. Das Schiff ist bewegt und unter Segeln.

Wir stehen früh auf, folgen Dominiques Empfehlung, zum Sonnenaufgang auf der Brücke zu sein. Wooow. Bilder extra.

Als wir nach dem Frühstück an Deck gehen, wartet am Horizont schon das Schwesterschiff Royal Clipper auf uns. Daher kein Klettern – das will ich entspannt von Deck genießen.

Rendezvouz auf See: wir segeln zur wartenden Royal Clipper und dann gemeinsam weiter, nach Dominica. Zwischendurch werden auf beiden Schiffen immer mehr Segel gesetzt – es ist wunderschön.

Auf Dominica halten wir vor Portsmouth (der zweitgrössten Stadt) und tendern. Wir hatten uns für einen Ausflug auf dem Indian (> West Indies) River angemeldet. Nach einem kurzen Bustransfer werden wir in bunten Holzbooten durch dschungelige Flusslandschaft gerudert – tolle Natur, viele Viecher, witzige Ausflugsgesellschaft. Rumpunsch, Hundebabies, Ingwerblüten und Kolibris runden den kurzweiligen Zwischenstop ab. On A Side Note: auf die Frage, warum es so viele Zentenare gibt, sagt unser Guide, weil die Menschen hier aktiv bleiben würden. Natürlich! What Else?!

Auf dem Hin- und Rückweg schöne Blicke auf Royal Clipper und Star Flyer – *so* schöne Schiffe!

Insel 2: Nevis

Nerdwissen to go:

  • Teil des Inselstaats St. Kitts and Nevis
  • Hauptstadt Charlestown
  • 11.500 Einwohner (auf Nevis)
  • von Kolumbus 1493 entdeckt, Santa Maria benannt, aber der Name Nevis des höchsten (wolkig-weißen) Gipfels hat sich durchgesetzt
  • Karibisch, zuerst französische, danach britische Kolonie
  • seit 1983 vom Vereinten Königreich unabhängig und freiwilliges Mitglied des Commonwealth
  • Linksverkehr
  • Alphabetisierungsrate von 98%

Wir so:

Morgens schaukelt das Schiff gar nicht mehr so doll, wir fahren aber wie am Vorabend und das Meer ist auch nicht stehen geblieben – wir gewöhnen uns schon. Oder: die Segel sind eingeholt und wir fahren anders, weil mit Motor. Werden wir beobachten. In jedem Fall: ich bin ja eigentlich nicht seefahrtauglich. Ich verspüre aber keinerlei Anflüge von Köddrigkeit. Tschakka!

Kurz nach Frühstück und der zweiten mandatory Sicherheitsübung dann eine Vorstellung von Kapitän und Crew. Seeehr humorvoll und sweet. Kapitän Dominique ist Belgier und buhlt auf charmante Art mit dem Koch um Beliebtheitsgewinner, der Kreuzfahrtdirektor ist ein Bayer namens Peter, und seit 28 Jahren auf demselben Schiff wie seine Lebensgefährtin Marietta (Spa).

Dann ankern wir vor der ersten anderen Insel – voll spannend! Nevis ist allerdings ein Nest. Es gibt Tenderservice (also Shuttle per Rettungsboot auf die Insel) zur Stadt und zu einem Badestrand. Wir fahren in die Stadt, spazieren zum Strand und nehmen da das Boot zurück. Das klingt knapp, aber weil Sonntag ist, hat nur die Kirche auf, und nach Rundfahrt war uns nicht, daher war das ein schöner Ausflug mit Spaziergang.

Kolonialige Gebäude gibt’s ein paar, Linksverkehr ist irritierend. Die Aussicht auf unser schönes Schiff toll! Auf dem Rückweg frage ich beim Tendern, ob ich zum Fotografieren aufstehen darf. Prompt wird das Boot gewendet, so dass ich im Sitzen wunderbare Perspektiven auf die Star Flyer habe. Sehr lieb!!

Sowieso, schon nach einem knappen Tag: was für ein schönes und entspanntes Schiff! Alleine wegen der Größe muss man nirgendwo lange – wenn überhaupt – anstehen, Essensqualität ist wirklich gut, immer freie Plätze im Restaurant mit Bedienung a la Carte. Die ganze Crew ist sehr hilfsbereit und freundlich, auch der Frog wird von unserem Zimmerservice berücksichtigt. Und was für Event, jedes Mal, wenn die Segel gehisst werden! Spannend und gleichermaßen super entschleunigend. Heute mit anpackenenden Gästen.

Wir bleiben nach Abfahrt und Segelhissen bis nach dem Sonnenuntergang, sehen wegen kleinen Wolken keinen grünen Blitz, aber 3 bis 4 Delphine, die uns kurz begleiten.

Dieses Schiff ist *wirklich* etwas völlig anderes als die üblichen, großen motorgetriebenen Kreuzfahrtschiffe, hier kann ich mir gut vorstellen, nochmal mitzufahren.

Oh. Mein. Gott.

Dieses Schiff ist eine unfassbare Schönheit.

Gepäckaufgabe, Sicherheitscheck, Immigration und Boarding liefen fließend und nur mit kurzem Anstehen. An Board ein Welcomedrink und Snack, Auspacken, schnell (weil nur noch für 2h möglich) ersten Ausflug buchen und die übliche Sicherheitseinweisung und -übung.

Dann Schiff erkunden, staunen, Getränke und Schwätzchen mit Mitreisenden. Mit zwei Amerikanern hatte der Frosch schon beim Boarding Bekanntschaft gemacht – mit der sympathisch schwatzhaften Roseanne und ihrem Bob landen wir auch zum Essen an einem Tisch. Verschiedenes a la carte zur Auswahl, wir probieren und sind spontan sehr von der Kreativität und Qualität angetan, es gab zum Beispiel Bananen-Shrimps-Salat mit Apfel. Bei den Weinempfehlungen war ein Sancerre dabei – sehr feiner Start.

Nach dem Dinner, gegen 22:00, fahren wir los, gleichzeitig mit einem anderen Schiff. Mit Motor weg von Mole und dann sofort Männer an Seile. Wir verstehen nicht im Einzelnen, was sie tun, aber es ist ein besonderer Anblick, als die Segel sich peux a peux ausrollen und entfalten und in Position gebracht werden, anfangs begleitet von Vangelis‘ Conquest of Paradise. Schööön.

Müde, Koje. Das Schiff liegt schräg im Wind und schaukelt. Ich kann nicht rausfallen und fühle mich ein bisschen wie in einer Hängematte. In den Schlaf gewiegt wurde ich lange nicht mehr.

Insel 1: Sint Maarten

Nerdwissen to go:

  • Sint Maarten ist ein autonomes Land innerhalb des Königreiches der Niederlande, liegt auf der Insel St. Martin, die zwischen Frankreich (französisches Überseegebiet namens Saint Martin) und den Niederlanden geteilt ist
  • Hauptstadt Philipsburg
  • 41.000 Einwohner (ganze Insel: 72.000)
  • Von Kolumbus 1493 an Sankt Martin entdeckt und danach benannt
  • War karibisch, spanisch, französisch, niederländisch. Seit 1648 (die einzige) französisch-niederländische Landgrenze
  • Unter den bewohnten Inseln ist sie die kleinste mit geteiltem Staatsgebiet
  • Iconic: Maho Beach, der direkt am Anfang der Landebahn liegt und daher für Flugzeugselfies berühmt, -rüchtigt und -kannt ist. Witzige Skurrillität.
  • Auf der Insel gibt es die steilste Zipline der Welt. Tja.

Sonst so:

Unsere Hauptinsel diesen Urlaub mit  Ankunftsflughafen (Direktflug ab Amsterdam dank der niederländischen Zugehörigkeit) und großem Cruiseterminal (Platz für 6 Schiffe). Hat ein paar Hügel, noch mehr Binnenseen/Lagunen und Buchten und ist innen und außen mit Booten und Yachten jeglicher Größenordnung voll. Was superschön aussieht – Wasser mit Booten ist toll! Aus Neugierde haben wir mal eine Yacht ergoogelt: die Sixth Sense hat Platz für 12 Gäste, 19 Mann Besatzung, hat einen Kaufpreis von 90 Millionen Dollar und jährliche Betriebskosten von 9 Millionen Dollar. Verrücktes Zeug.

Der niederländische Teil wirkt verbaut. Die Hauptstraße ist für 10-15 Minuten dicht, wenn die Klappbrücke aufgeht, was tagsüber 1x/Stunde passiert.

Toll in diesem Kontext: der Sint Maarten Yacht Club direkt daneben. Es gibt leckeres Zeug und immer was zu gucken.

Sint Maarten hat „The friendly island“ als Motto und wirbt damit. In unserem Hotel sind alle wirklich nett. Anderswo nehmen wir es eher gemischt wahr, teilweise sehr kurzangebunden und abwesend, teilweise sehr freundlich bis zuckersüß. Angequatscht wird man auch viel wegen Timing Sharing Sachen und in Philipsburg zum Shoppen, aber ein Nein reicht als Antwort, das ist völlig okay.

Der Knaller im Positiven sind die Autofahrer: völlig entspannt und halten schon für Fußgänger, wenn die noch gar nicht wissen, dass sie über die Straße wollen. Wow. Sehr angenehm. – Man könnte witzeln, dass es daran liegt, dass sie wissen, dass es auch 10 Meter weiter nicht schneller vorangeht, was wahr wäre. 😀 Wie auch immer: sehr angenehm!

Gebäude sind gut in Schuss, nur ein paar sieht man noch, die nach Hurrikan Irma vor 6 Jahren nicht repariert wurden. Farbliche Gestaltung ist teilweise karibisch-bunt. Die Straßen sind kräftig mackig – kleine Autos mit großen Reifen, viel Bodenfreiheit und (wegen der Steigungen) starken Motoren und guten Bremsen machen Sinn, und mit kleinerem Gerät wie Fahrrad oder Moped möchte man nicht gern unterwegs sein.

Wasser und Sonne stehen ganz oben auf der To Do-Liste. Mit der Lage unseres Zimmers haben wir uns schnell angewöhnt, regelmäßig morgens vor dem Frühstück und abends nochmal zu schwimmen. Auch schön: im Schatten auf der Veranda Blick auf das Meer genießen – die Farben sind immer wieder ein Traum. Ausflüge aufs Wasser können uns aber nicht locken angesichts der anstehenden Segeltour, die meisten anderen Angebote klingen auch primär für Touristen gemacht und weniger spannend. Morgen geht’s dann auf das Schiff.

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Abenteuer des Tages: Busfahren

Ich starte den Tag mit einer kleinen, von Regenschauern erst durchbrochenen und dann begleiteten Joggingrunde, bei der ich die Gegend hinter unserem Hotel erkunde. Dank des Regens habe ich dabei wahnsinnig schöne Bilder: ein großer und doppelter Regenbogen über dem Meer, und Regentropfen im Gegenlicht der Sonne, die gerade durchkommt.  Wegen dem Regen außerdem keine Fotografiermöglichkeit dabei. Eine Schwimmrunde zu zweit folgt, vor Dusche, Frühstück und meiner Pediküre.

Dann so: Was tun? Mal in die Stadt, nach Philipsburg, von wo auch unsere Kreuzfahrt startet, wäre nett. Es gibt die Möglichkeit des Taxis für (vermutlich) 15-20 Dollar, oder man kann Bus fahren. Das ulkige an Bussen hier ist: es gibt Linien, Busse können sehr unterschiedlich aussehen und haben tendenziell die Größe eines Großraumtaxis, sie halten überall an der Strecke, wenn man sich bemerkbar macht, aber es gibt keinen Fahrplan. „Es fließt“, wie Einheimische sagen – ich hatte mich schlau gefragt und gelesen. Damit das Busfahren den Touristen leichter fällt, sind vor ein paar Jahren „Bushalten“ gebaut worden – die helfen, dass Busfahrer erkennen können, dass jemand mitfahren möchte. Sehr süß: viele davon haben Solarpanele auf dem Dach und USB-Ladebuchsen.

Man stellt sich also an der Strecke (nicht schwer) auf der richtigen Straßenseite (für mich auch leicht) in so ein Häuschen (ganz leicht, mit „Bushalte“ beschriftet) und wartet.

Bei uns kamen nach ein paar Minuten zwei Amerikaner dazu, die leicht anzuquatschen waren. Sie waren hier schon mal Bus gefahren und kannten das nicht nur aus der Theorie – sehr praktisch. Tatsächlich dauerte es dann keine 10 Minuten (ist aber Glückssache), bis ein Bus kam. Der uns über die „Hauptstraße“ nach Philipsburg brachte.

Im Bus: der Fahrer (eher ein ruhiger Typ), die zwei Amerikaner, wir beide, eine resolute, seniorige Einheimische und weitere wechselnde Passagiere. Mit den Amis hatten wir ab der Bushalte gequatscht, die Seniorin mischt sich ein, wann immer sie etwas beitragen möchte, und wir sind angesichts ihrer natürlichen Autorität versucht, mit „Yes, Ma’am“ zu antworten.

So kommen wir gut unterhalten und angeleitet in die Hauptstadt. Sie ist bekannt für ihr Cruiseterminal, Shoppingmöglichkeiten und den Strand. Aus Neugierde spazieren wir zum Kreuzfahrthafen, kommen natürlich nicht rein, aber haben eine Idee, wie es auf dem Weg dorthin aussieht: Freizeitpark, je dichter man kommt. In der Stadt eine Niedlichkeit: manche Geschäfte haben unterschiedliche Öffnungszeiten je nach „Cruise days“ oder „not cruise days“. Sonst völlig unverständlich, wie sich ein Juweliergeschäft an das nächste reiht. Philipsburg ist Freihandelszone und wird zum Shoppen gehyped, wir haben das nicht nachvollziehen können, weder an Auswahl (hab goldene Creolen gesucht) oder Preisniveau (Plantation XO war teurer als wie jemals bezahlt haben). Spannend: Original Sint Maarten Zigarren – das ist ein netter Versuch für den Bär.

Beim Aussteigen aus dem Bus hatten wir Anleitung für den Rückweg bekommen. Das Bus-Finden meistern wir so vorbereitet völlig einfach und werden zurück zu den Pelican Keys gefahren. Challenge: mastered! Und nicht geahnt, wie spannend Busfahren sein kann.

Eine zweite Schwimmrunde, Getränke und Essen mit Aussicht auf Meer und nette Schwätzchen mit anderen Gästen und unserer Security Scotland runden den Tag ab.

Ankommen

Um 21 Uhr (2 Uhr deutscher Zeit) fallen wir todmüde ins Bett. Gegen 7 sind wir wach, es ist hell, strahlend blauer Himmel, die Sonne geht hinter dem Haus auf und unsere Bucht liegt noch im Schatten.

Wir gehen ein halbes Stündchen schwimmen. Das Wasser ist herrlich und wir haben die kleine Bucht quasi für uns, nur am Ufer sind erste wenige Menschen. Das machen wir hier öfter. Vor Dusche und Frühstück, und vielleicht mit Joggen vorher.

Wir vergrößern heute zu Fuß unsere orientierenden Kreise. Frühstück gibt’s im Restaurant vom Hotel mit Obstsalat, French Toast und Frühstücksburrito. Der Kaffee ist eher schwierig, weil die Espressomaschine kaputt ist – dann probieren wir morgen was anderes. Die Aussicht auf immer sonniger werdende Bucht mit graubraunen Täubchen und einem Dutzend Strandläufern, die ihrem Namen alle Ehre machen, macht viel Spaß, und immer wieder fahren Schiffe durch – ganz in der Nähe ist eine Zufahrt in einen der Binnenseen, die reichlich als Yachthäfen genutzt werden.

Die „Hauptstraße“ kann man nur so nennen, weil sie Flughafen und Hauptstadt verbindet, ansonsten eher…. nicht. Wir finden erspähte Frühstücks- und Dinnermöglichkeiten und erfrischen uns in einem der Yachtclubs mit Blick auf die Klappbrücke, die den Binnensee für große Yachten erreichbar macht (und damit stündlich für eine gewisse Weile den Verkehr lahm legt).

Sehr süß die Begegnung in einem Kosmetiksalon, wo ich eine Pediküre verabreden möchte. Die Mitarbeiterin stimmt Details ab, möchte dann Kontaktdaten und eine Anzahlung, weil es wohl öfter vorkommt, dass Termine nicht wahrgenommen werden. Als die zuhörende Chefin bei der Telefonnummer mitbekommt, dass wir Deutsche sind, sagt sie, sie bräuchten keine Anzahlung. Wenn Deutsche sagen, sie kommen, kommen sie, das war eine felsenfeste Tatsache für sie 😁

Wetter, übrigens: Kälter als 22 Grad ist es nicht mal nachts, und die Sonne hat *wirklich* Foffo. So viel, dass ich mich freue, wenn mal ein Wölkchen da ist und ich mir zum Sitzen freiwillig einen Schattenplatz aussuche. Das will was heißen.