

















































Hab mich verzählt.
Es waren 60. 🫣
Unser zweiter Frankreichurlaub.
Für eine Woche den örtlichen Rahmen in der Champagne fixieren und dann in jeden Tag ‚hinein-abenteuern‘ und schauen, was passiert, war für uns ein perfekter Ansatz. Wir mussten uns nicht kurzfristig um Unterkünfte kümmern und kamen sehr chillig in der Region herum. Wir haben 9 1/2 Stunden täglich geschlafen – unfassbar lang für uns. War wohl nötig, und dass der pelzige Wecker nicht da war, hat sicher geholfen. 😉
Das ländliche Frankreich war wieder toll. Die Champagne war landschaftlich nett, leicht hügelig (‚Montagne‘ de Reims ist eine Übertreibung) mit vielen Feldern, Wäldern, meist kleineren Flüssen und ein paar Seen. Erinnert oft an OWL. Geschichtlich war sie überraschend – Schauplätze beider Weltkriege hätte vorher nicht spontan in die Champagne verortet, mangels geografischer Detailkenntnisse. Architektonisch (Chateaus, Chatöchens, wunderschöne alte Innenstädte und Dörfer) und kulinarisch (neben Champagner besonders Brot und Kuchen) war sie ein Traum!
Wir sind vielen liebenswerten, hilfsbereiten, aufgeschlossenen und Begeisterung vermittelnden Menschen begegnet. Meine sprachlichen Französischreste haben sich erstaunlich weit reaktiviert und gut geholfen.
Die für mich leckersten Champagner sind großteils aus kleinen und kleinsten Häusern und trotzdem (oder gerade deswegen) nicht teuer. Wer sich für Champagner interessiert, muss herkommen und vor Ort verkosten – an diese Vielfalt kommt man sonst nirgends dran.
Was nehmen wir neben der Erholung und den Erinnerungen mit:
Bei viel sprachlichem Kauderwelsch kam eine verdeutschte Zeile von Depeche Mode heraus, die täglich beim Bäcker raus musste: „Ich sag es nochmal: Brooot!“
Und heim.
Wir erbummeln die Stadt sehr gemächlich. Ein paar Ziele haben wir angepeilt, andere erspähen wir im Vorbeigehen.
Es ist Wochen(- und ein bisschen Floh)markt in und um eine schöne Markthalle. Vieles sieht sehr gut aus, der toll aussehende Zuckerkuchen ist leider ausverkauft, als wir zuschlagen mögen. Wahrscheinlich muss ich „genialen Zuckerkuchen backen lernen“ auf meine Liste setzen.
Um die Kirche Notre Dame en Vaux ist ringsherum Baustelle, so groß und umfassend, dass wir Mühe haben, einen Eingang zu finden. Die Mühe wird belohnt mit einer schönen Kirche ganz für uns und dem Kreuzweg Jesu sehr herzig gebaut mit Playmobilfiguren.
Wir stolpern in ein Champagnerhaus, wo wir im sehr gemütlichem Innenhof ihre offenen Champagner probieren; Champagnerhäuser gibt es in Chalons nicht soooo viele, da muss man Gelegenheiten ergreifen. 🙂 Wir treffen eine der netten Französinnen vom Vorabend wieder. Übrigens haben natürlich die Neuseeländer haushoch gewonnen, gestern.
Die Cathedrale Saint Etienne lohnt auch einen kleinen Exkurs, bevor wir bei Joseph Perrier eine Führung mit Kellerbesichtigung und Tasting machen.
In vielerlei Hinsicht sehen und hören wir bekannte Dinge, aber auch hier sind wieder ein paar spannende Nuancen und Details dabei. Beim Tasting habe ich sehr viel Freude an einem Vintage Champagner von 2013, derweil wir mit anderen Gästen aus UK plaudern und Empfehlungen austauschen.
Auf dem Rathausplatz läuft heute Abend beim Rugby Wales gegen Portugal – Wales wird wohl gewinnen. Wir trinken ein Bier und genießen am Platz unser letztes Abendessen in Frankreich.
Insgesamt 5 neue Champagner heute. 59 waren es damit insgesamt, wenn ich mich nicht verzählt habe 😉
Morgen geht es in die Heimat.
Das Chateau de Vaux ist erstes Ziel heute und gleichzeitig der südlichste Punkt der ganzen Tour – danach geht es wieder gen Norden und damit tendenziell heimwärts.
Das Chateau ist ein großes Haus mit viiiieel Platz ringsherum – Wiesen, Koppeln, Felder und Wald. Das Haus ist mitten in der Renovierung und verheißungsvoll bis (teilweise bereits) wunderschön. Tatsächlich ohne Verkostung, das ist fast irritierend 🙂
Wir fahren nicht direkt nach Chalons weiter, sondern halten und spazieren an zwei Seen, aufgestaut von Seine und Aube: Lac d’Orient und Lac du Der-Chantecoq. Beides Stauseen, um Paris vor Überflutungen zu schützen und die Wasserwege schiffbar zu halten, einer von ihnen der größte Stausee Frankreichs. Seeehr sonnig und chillig hier.
In Chalons en Champagne erledigen wir kurz einen Einkaufswunsch unserer seniorigen Nachbarin und schlenkern durch die Stadt. Vor dem Rathaus gibt’s Rudelgucken der Rugby WM. Der Rosé Champagner (1) eines örtlichen Winzers ist so lecker, gern folgen wir nach dem Essen dem Willkommen der Einheimischen und schauen nett plaudernd und Rosé Champagner trinkend Rugby zwischen Franzosen.
Immer gut, was neues zu machen. Das haben wir noch nie vorher gemacht.
On a side note und quer durcheinander:
Mittelalter fürs Herz
Wir starten den Tag joggend Richtung eines Parks und finden uns an einem süßen Chateau und an der (hier noch kleinen) Seine wieder.
Statt Frühstück gibt es Mittagsessen und danach ausführliche Er-Spazierung der Altstadt. Diese hat eine der größten zusammenhängenden Fachwerkhäuserensembles Frankreich, und diese in bunt, verwinkelt und angekippelt – toll!! Cathedrale, Kirchen, Seineufer und diverse Gässchen, Pizza und Champagner (5) später war es ein wunderbarer Tag <3
Wir verlassen Epernay in Richtung von Guidos neuem Lieblingschampagnerhaus. Auf dem Weg liegt ein Chateau, das hübsch sein soll. Aus einem kurzen Guck-Stop wird ein Spaziergang zu und um das wirklich wunderschöne Chateau de Boursault, das Madame Clicquo mitten in Weinbergen mit Blick auf die Marne erbauen ließ, der Rest der Führung zur gerade in Betrieb genutzten Weinpresse (ja, wir sind hier mitten in der Lese), und ein schönes Tasting (3) mit einer enthusiastischen Mitarbeiterin. Toll!!
Das neu erkundete Haus finden wir, aber es ist so klein: alles zu und niemand da. Gut, das wir schon eine andere Einkaufsmöglichkeit erkundet haben 😉
Danach geht es durch weniger werdende Weinberge gen Süden mit verschiedenen, teils einfach malerischen, teils historischen Stopps. Eine einzelne Kirche auf einem Weinberghügel, malerische Chateaus, ein Denkmal zum 1. Weltkrieg, wo die Front ab Verdun verlaufen war und die sumpfige Landschaft die Deutschen aufgehalten hatte, eine zauberhafte Markthalle aus der Belle Epoche.
Am Abend erster, kurzer Bummel in die Stadt.
Nach zwei sehr kurzen und gezielt tollen Einkaufsstops verlassen wir Reims Richtung Epernay. Als wir zu den Montange de Reims kommen: endlich die ersten Weinberge! 🤩
Erster toller Zwischenstop in Hautvillers: hier hat Dom Pierre Perignon gewirkt und als Kellermeister relevante Erkenntnisse für die Erzeugung nach der Methode champanoise beigetragen. Er ist dort auch bestattet.
Neben der alten Kirche und einem Denkmal zu Dom Pierres Ehren gibt es ein unglaublich süßes, mittelalterlich anmutendes Örtchen mit unzähligen kleinen und kleinsten Champagnerhäusern. Wir bummeln gemütlich und probieren dann in einem beliebigen – und von den angebotenen vier Qualitäten hauen die zwei Rosés uns um. Unfassbar, wie gut die sind – gerade in Relation zum Preis. Auf so etwas – unbekannte, tolle Champagner – hatten wir gehofft 🙂
Ergo: mehr erfolgreiche Einkäufe später kringeln wir mit dem Auto durch Ay. Die Häuser unseres Interesses – Ayala, Bollinger und Deutz – bieten Führungen oder Tastings nur nach Anmeldung, daher fahren wir weiter nach Epernay.
Das Hotel in zentraler Lage hilft, nach einem kurzen Snack zu Fuß zur Avenue de Champagne zu gehen. Wieder viele bekannte Häuser – dass es noch so viele gibt, die nicht in Reims waren!?!
Bei Moet & Chandon, *dem* Marktführer, schlenkern wir durch die Boutique und genießen zwei Vintage Champagner auf der entspannten, stilvollen Terrasse. Bei den Getränken zahlt man wieder das Ambiente mit; muss ich nicht öfter haben, aber einmal reinschauen war fein.
Von Perrier ist ein zauberhaftes Chatöchen heutzutage Museum – wirklich bildschön!!
Die Avenue selber ist mit all den Bauten auch ein Hingucker!!
Eines meiner Lieblingshäuser, Alfred Gratien, liegt etwas abseits der Avenue und hat frisch geschlossen, als wir ankommen – da müssen wir morgen noch mal hin.
Stattdessen enden wir in einem kleinen Laden an Avenue 19, wo Champagner von kleineren Häusern in einer Art Genossenschaft verkaufen werden. Toll in vielerlei Hinsicht, und hier beschließen wir den Tastingtag (13 heute), später gefolgt von schmackhaften Pastagerichten mit Bier und Radler.